12.11.2019
Eine Kontroverse hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) mit seinem Vorschlag ausgelöst, reinen Männervereinen die Gemeinnützigkeit und damit alle steuerlichen Vorteile zu entziehen. Doch wie sehen das die Vereine im Kreis Sigmaringen?
Eine Kontroverse hat Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) mit seinem Vorschlag ausgelöst, reinen Männervereinen die Gemeinnützigkeit und damit alle steuerlichen Vorteile zu entziehen. Doch wie sehen das die Vereine im Kreis Sigmaringen?
Da kann ich nur lachen.
Vetter Guser-Zunftmeister Hartwig Mahlke
„Da kann ich nur lachen“, sagt Zunftmeister Hartwig Mahlke von der Sigmaringer Narrenzunft Vetter Guser auf Nachfrage von schwaebische.de. Der Vorschlag des Ministers sei hanebüchen, findet Mahlke. Es sei richtig und gut, auch in Zukunft Traditionen zu pflegen, auch wenn diese nur einzelne Geschlechter einschlössen, so der Sigmaringer Zunftmeister. „Ich sehe da definitiv keinen Handlungsbedarf“, sagt er.
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Ein wenig differenzierter fällt die Kritik von Dirk Riegger, dem Vorsitzenden der Bad Saulgauer Bürgerwache aus. „Für mich klingt das nicht so richtig durchdacht“, sagt Riegger, man könne doch den Diskriminierungsvorwurf nicht pauschalisieren, sagt er.
„Gemeinnützige Vereine leisten doch einen Beitrag für die Allgemeinheit“, argumentiert der Vereinsvorsitzende, „da ist es doch egal, ob der von Frauen, von Männern oder von den Geschlechtern gemeinsam geleistet wird.“ Für entsprechende Regelungen sei nicht die Politik zuständig, sie könne getrost den Vereinen selbst überlassen werden, so Riegger.
Bürgerwache Saulgau geht zur Bestandssicherung mit der Zeit
Gleichwohl geht der Verein, unter anderem um seinen Fortbestand zu sichern, mit der Zeit: In der Bürgerwache Bad Saulgau sind Männer und Frauen gleichermaßen für alle Tätigkeiten und Ämter zugelassen. Von 120 Vereinsmitgliedern seien rund ein Drittel Frauen, sagt der Vorsitzende.
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In der Musikkapelle sei das Verhältnis schon beinahe ausgewogen, bei den Stadtgrenadieren jedoch nicht. Dass dem so sei, liege aber nicht etwa an den männerspezifischen Vorraussetzungen. „Um in der Kompanie mitzumachen muss man nicht bei der Bundeswehr gewesen sein“, erklärt Riegger. Bislang halte sich das Interesse der Frauen am Exerzieren und Ehrensalutschießen jedoch eher in Grenzen.
Warum müssen Frauen denn überall dabei sein?
Harald Kober von der Blutreitergruppe Hohentengen
Explizit ausgeschlossen sind Frauen derzeit noch beim Blutritt in Weingarten. Harald Kober, Sprecher der Blutreitergruppe Hohentengen, sieht darin überhaupt kein Problem. „Warum müssen Frauen denn überall dabei sein?“, will er wissen.
Der Blutritt von Weingarten sei schließlich seit Jahrhunderten eine Männerangelegenheit und könne es aus seiner Sicht auch gerne bleiben. Bei anderen Veranstaltungen habe er aber überhaupt nichts dagegen, wenn Frauen mitritten. Abgesehen davon liege diese Entscheidung aber nicht bei ihm sondern bei der katholischen Kirche, die die Männerwallfahrt veranstalte. „Unsere Blutreitergruppe ist gar kein eingetragener Verein“, sagt er. „So gesehen würde es uns auch nicht treffen, wenn eine solche Regelung tatsächlich käme“.
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Laut Landesfinanzministerium verfolgt ein Verein gemeinnützige Zwecke, wenn er ausschließlich die Allgemeinheit fördert – etwa durch karikative oder bildungsspezifische Zwecke in den Bereichen Gesundheit oder Kultur. Bei der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen kommt es darauf an, „ob es hierfür eine sachliche Rechtfertigung gibt, wie beispielsweise bei Frauenvereinen, die der Unterstützung von Frauenhäusern dienen. In solchen Fällen ist eine Diskriminierung des anderen Geschlechts ausgeschlossen“, heißt es vom Finanzministerium.