Bürgerwache Saulgau: Die Zeit ist reif für Frauen

Frauen können ab sofort auch in die Kompanie der Bürgerwache in Bad Saulgau aufgenommen werden und mitmarschieren. Vor dem anstehenden Ausrücken ins badische Bretten erwähnt Frank Riegger, Hauptmann und damit Chef der Bürgerwache, eine weitreichende Änderung für den Verein. Bisher marschieren Frauen zwar schon beim Spielmannszug und beim Musikkorps in der Uniform der Bürgerwache mit. Die Kompanie der Traditionsvereinigung, die das wehrhafte Bürgertum mit Gewehr darstellt, galt bislang allerdings als eine der letzten Gruppierungen in Bad Saulgau, die traditionelle Männern vorbehalten war.

Die Ausweitung auf Frauen ist eine der Maßnahmen, mit denen die Bürgerwache gegen das Ausdünnen der eigenen Reihen angehen will. So waren beim vergangenen Mal noch 120 Teilnehmer beim Auftritt in Bretten mit dabei, diesmal sind es hundert. Viele ältere Mitglieder der Bürgerwache wollten wegen erwarteter Strapazen nicht mehr mitreisen.

„Das tu ich mir nicht mehr an“, habe Frank Riegger vor dem Ausrücken nach Bretten nicht nur einmal zu hören bekommen. Der Hauptmann der Bürgerwache hat Verständnis dafür, wenn Mitglieder der Bürgerwache, die teilweise 70 Jahren und älter sind, die Strapazen der langen Anreise und das nächtliche Matratzenlager nicht mehr auf sich nehmen möchten. Das Ausfall älterer Mitglieder ist nicht das einzige Problem. „Viele können aus beruflichen Gründen nicht mitkommen“, so Riegger.

Sichtbarer Nachwuchs-Mangel

So rückt die Bürgerwache für das Fest in Bretten am 4. und 5. Juli mit 20 Teilnehmern im Spielmannszug, 50 Musikern im Musikkorps, das traditionell von der Stadtmusik Bad Saulgau gebildet wird, und 30 Mann in der Kompanie aus. Das ist ausreichend, aber nicht gerade die ideale Voraussetzung für einen beeindruckenden Auftritt bei dem bekannten Fest. Riegger: „Mehr ist natürlich immer besser“. Für Frank Riegger ist die Folgerung aus dieser Situation klar: „Wir brauchen mehr Mitglieder“. Im Prinzip sieht er sogar nur eine Eingangsvoraussetzung: „Die Freude an der Bürgerwache“. Der Aufwand mit drei bis vier Übungen im Jahr und Einsätzen vor allem in der Zeit um Fronleichnam und St. Johanni halte sich in Grenzen. Beim Eintritt in die Bürgerwache seien weder Konfession, Hautfarbe noch Nationalität ein Hinderungsgrund. Auch Mitglieder aus anderen Gemeinen würden in der Bürgerwache Bad Saulgau gerne aufgenommen. Bürgerwach-Soldaten müssten nicht zwangsläufig aus Bad Saulgau kommen.

Und nun öffnet sich die Kompanie der Bürgerwache auch für Frauen. „Wenn Frauen fragen würden, ob sie bei uns mitmachen wollte, wären sie willkommen“, lautet der überraschende Satz des Chefs der Bürgerwache. Voraussetzung sei allerdings das Mitmarschieren in der traditionellen Uniform. Eine besondere Uniform oder Abwandlungen für Frauen werde es nicht geben.

Frühere Aussagen von Verantwortlichen, dass „die Zeit für Frauen in der Bürgerwache noch nicht reif“ sei und dass Frauen bei Spielmannszug und Musikkorps zwar mit Instrumenten, aber nicht mit Gewehren mitmarschieren sollten, sind damit überholt. Bei Treffen mit anderen Bürgerwehren habe das Bad Saulgauer Kommando immer mehr weibliche Mitglieder in den Reihen anderer Bürgerwehren gesichtet, erklärt Riegger den Sinneswandel.

„Das Thema ist im Verein durchgesprochen worden“, beantwortet Frank Riegger die Frage nach der Aktzeptanz dieser neuen Position im Verein. Auch satzungsmäßig ist die Frage geklärt. „Die Satzung schreibt nicht vor, dass nur Männer Mitglied werden können“. Solch ein Passus sei sowieso problematisch, weil diskriminierend. Als einziges Argument, warum die Kompanie der Bürgerwache noch ohne Frau ist, formuliert Frank Riegger so: „Bisher hat noch keine Frau nachgefragt, ob sie bei uns mitmachen will“.

Wer Mitglied in der Bürgerwache werden möchte, wendet sich an Frank Riegger unter der Telefonnummer 01716378789